Eine Jugend die Hoffnung macht

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Fern weg von den aktuellen Debatten ist die Integration bei vielen Jugendlichen in der dritten und der vierten Generation kein Thema mehr. Es ist nicht lange her, dass man aus dem Bereich Fußball einige Fußballer mit türkischer Herkunft als Beispiel hervorgehoben hat. Der Name Özil und Sahin wird vielen noch in den Köpfen schwirren. Was jetzt folgt, soll nicht den Erfolg dieser Namen herabwerten. Diese Namen leisten weiterhin einen wichtigen Beitrag. Die Vorbildfunktion dieser Persönlichkeiten darf man dabei nicht vergessen.

Nun stellt sich aber die Frage, ob es denn nur im Bereich Fußball diese Erfolge gibt? Unsere Frage führt uns zu einem Bericht in der Lippstädter Zeitung, Der Patriot, in dem folgendes steht:

Zwei Schüler des Gymnasiums Eringerfeld punkten bei Wissenschafts-Olympiade

Eringerfeld – Mit zweifachem Gold kehrten Samet Karatas und Mustafa Özeren, beide Schüler des Gymnasiums Eringerfeld, aus Georgien zurück. Sie nahmen im Kaukasusstaat an der Olympiade „IYIPO 2011 – Projekt für junge Erfinder“ teil und sind nun laut Presseerklärung der Schule „stolz auf ihre Errungenschaft und darauf, dass sie auf internationaler Ebene Deutschland erfolgreich vertreten haben.“

Der Titel des Chemie-Projektes der Eringerfelder Schüler der Jahrgangsstufe 11 lautete „Das 21. Jahrhundert – Ein Zeitalter der alternativen Energie“. In Zeiten, in denen die natürlichen Energieressourcen schwinden, haben sich Samet Karatas und Mustafa Özeren der Suche nach alternativen Energien und Technologien wie der lokalen Anwendung von Biogas oder des Hybridsystems gewidmet.

Die Stände der internationalen Projekte seien zwei Tage lang von Giuli Alazania, der Mutter des georgischen Präsidenten Mikhail Saakashvili, mit Interesse verfolgt worden. Die Preisträger aus Eringerfeld wurden von Alazania persönlich für ihren Erfolg beglückwünscht.

Die internationale Olympiade fand in diesem Jahr zum fünften Mal statt. Organisiert wurde der Wettstreit vom Bildungsministerium und dem Nationalen Wissenschaftsrat Georgiens. Es nahmen 154 Schülerinnen und Schüler aus 30 Ländern teil, die ihre insgesamt 76 Projekte vorstellten. Das Eringerfelder Schüler-Projekt betreuten die Naturwissenschaftslehrer Dr. Mustafa Dogan und Muzaffer Ucarer.

Solche Medien-Berichterstattungen finden in den Überregionalen Medien kaum Anklang. Warum nicht? Ist der Erfolg dieser beiden Schüler für die Gesellschaft denn so langweilig? Diese Schüler haben schließlich Deutschland vertreten und haben zweifach Gold geholt. Hat das denn keinen Nachrichtenwert?

Eine weitere Anerkennung gilt auch für die beiden Lehrer Dr. Mustafa Dogan und Muzaffer Ucarer, die die beiden Schüler auf das Projekt vorbereitet haben. Ähnlich wie bei Özil und Sahin agieren diese Lehrer mit ihrem Engagement als Vorbild für die Schüler. Dies zeichnet ihren Erfolg bei den Schülern aus.

Vielleicht eine ganz grobe oberflächliche Analyse in einem Absatz, was hier im Text nicht vertieft werden soll. Fragen wir nun aus der soziologischen Perspektive, welches Einflusspotential diese Lehrer auf das Handeln der Schüler haben? Die Antwort liegt auf der Hand. Diese Lehrer kennen die Schwierigkeiten, die ihnen auf ihrem Bildungsweg begegnet sind. Sie leben vor, wie man sie meistern kann und erwirken in den Entscheidungen der Schüler einen positiven Effekt. Das Identitätsbehauptende Handeln bei den Schülern bildet sich dahingehend, dass sich neben den normativen Selbstansprüchen die evaluativen Selbstansprüche mit entwickeln. D.h. die Schüler entwickeln ein Gefühl von, „so möchte ich sein, so möchte ich leben“. Wir sehen also an diesem Beispiel, dass die Entwicklung der Identität bei den Schülern den Erfolg in der Schule mit beeinflusst.

Die Schulen Gymnasium & Realschule Eringerfeld sind im Stadtteil Geseke-Eringerfeld ansässig und gehören dem Kreis Soest an. Sie sind staatlich anerkannte Schulen der Sekundarstufe I u. II in freier Trägerschaft der Regenbogen Bildungswerkstatt e.V., gegründet von Studenten, Akademikern und Unternehmern. Ein integriertes Internat und eine Kantine, in dem täglich für die Schüler gekocht wird, ist auch vorhanden. Die Schulen haben ca. 600 Schüler zusammen. 2013 wird das Gymnasium die ersten Abiturienten  verabschieden. Es scheint so, dass wir noch viel von den Schulen Gymnasium & Realschule Eringerfeld und über die Erfolge ihrer Schüler und der Lehrer hören werden.

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ist Gründer und Chefblogger der Integrationsblogger und wurde 1977 in der berühmt berüchtigten Dortmunder Nordstadt als jüngster Sohn einer türkischen Familie geboren. Von hier aus unternahm er eine Reise mit ungewöhnlichen Stationen: Er war Sohn, Schüler, Breakdancer, Kickboxer, Kaufmann, leitende Positionen in der Bildungsbranche und hat als PR-Mitarbeiter für ein Schulzentrum mit Gymnasium und Realschule gearbeitet. Er ist stolzer Familienvater und hat drei Töchter.Diesen Blog gründete ich ursprünglich für mich selbst. Nach einiger Zeit erschien mir die Darstellung nur einer Perspektive dann aber doch etwas zu einfältig, so dass ich andere Autoren einlud, ihre Geschichten zu erzählen. Der Name „Integrationsblogger“ assoziiert die aktuellen Debatten – was ist da spannender, als ein Blog der die bunte Vielfalt seiner Autoren, ihrer verschiedenen Positionen und Erfahrungen widerspiegelt? Unsere Autorenschaft ist multikulturell und multireligiös aufgestellt, wir haben jüdische, christliche, muslimische sowie deutsche und türkische Federn unter uns, doch hat jeder eine individuelle Geschichte, Perspektive und Sichtweise. Ich wünsche den Lesern viel Spaß beim Verfolgen, Verweilen und Stöbern auf unserem Blog und würde mich über Anregungen und Kritik freuen..!

7 Kommentare

  1. Saliha Balkan on

    @Irena: Liebe Mitautorin ! dem kann ich nur beipflichten außer dem letzten Satz, denn ich hoffe, dass diese Jugendlichen ihre Wissenschaft auch im leisen betreiben ohne den Drang nach Ruhm. Sarrazin-beklebung brauchen sie hoffentlich auch nicht, um als Ereignis mit Nachrichtenwert in den Medien durchzukommen. Das Bild könntest Du vielleicht doch noch finden, wäre interessant .

  2. Danke für de schönen Artikel, der in der Tat darauf aufmerksam macht, dass positive Berichterstattung über Migranten eine Seltenheit ist. Ich kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen, so wurde das Projekt des ZMD’s „Das Grundgesetz im (Mi…grations)-Vordergrund“ nirgends in der Presse erwähnt, es wird nur immer berichtet von einer Diskrepanz zwischen der religiösen Einstellung von Muslimen und dem GG…da half auch nicht, dass der Bundespräsident sich zu dem Projekt positiv äußerte 🙁

  3. Irena Wachendorff on

    Gut, dass über solche schulischen Erfolge und Projekte hier berichtet wird. Ich kann das nur sehr begrüssen! Auf die Frage, warum die Medien darauf nicht anspringen, drängt sich mir der traurige Grund auf—positive Schlagzeilen und Leistungen unterstützen nicht den negativen „mainstream“ in der Presse. Schade, hätte ich früher um diesen wichtigen Artikel von Resul gewusst, hätte ich das Foto behalten und verlinkt, welches ich neulich hier in meiner Tageszeitung erblickte: Die Gewinner von „Jugend forscht“. Da sah man ein Foto der jungen Preisträger und rund 1/3 waren an ihrem Namen eindeutig als Jugendliche mit Migrationshintergrund zu erkennen. Vier „Kopftuchmädchen“ waren auch dabei und ich dachte mir, eigentlich sollte man Herrn Sarrazin die schöne Aufgabe zuerkennen, diesen Preisträgern die Ehrungen zu überreichen und jedem die Hand zu drücken mit einem Dank auf den Lippen! 🙂 Das wäre dann sicherlich in grösserer Auflage durch den Medienwald gerauscht…

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