Freiheit heißt auch, aus Fehlern lernen zu dürfen

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In einem Podcast hat Tobias Raff mit unserem DIB-Kolumnisten Andreas Molau über dessen Ausstieg aus der rechten Szene und Wiedereinstieg in die Gesellschaft gesprochen.

Der Publizist Tobias Raff setzt sich in seinem Blog gegen Antisemitismus ein und veröffentlicht Beiträge und Podcasts darüber. Im letzten Podcast ging es um einen besonderen Gast bei ihm. Die Rede ist von Andreas Molau, der Jahrelang Aktivist, Publizist, Redakteur und Ideengeber in der rechten Szene war. Im Juli 2012 stieg er aus dieser Szene aus.

Seit dem Tag der deutschen Einheit, dem 3. Oktober 2012, schreibt er Kolumnen bei uns Integrationsblogger. Dies war eine neue Chance für Molau, seinen innerlichen Wandel in schriftlicher Form zum Ausdruck zu bringen, was er auch in etlichen Kolumnen bei uns I-Blogger unter Beweis gestellt hat. Tobias Raff und er selbst beschreiben es im Podcast als „Einstellungsveränderung“.

Seit mehreren Jahren hat er zusammen mit Stefan Rochow, ebenfalls einem „Aussteiger“ aus der rechten Szene, eine Medienagentur Dat Medienhus gegründet:

Die Medienagentur dat medienhus möchte Sie von Ihrer besten Seite zeigen. Wir haben uns deshalb darauf spezialisiert, die Geschichten unserer Auftraggeber auf eine journalistisch professionelle Weise zu transportieren.

Durch dieses Projekt soll das Freidenkertum in unserer Gesellschaft gestärkt werden. Gerade weil sich hier “gebrannte Kinder” zusammengefunden haben, die ihre eigenen Erfahrungen in den unterschiedlichsten totalitären Strömungen unseres Landes gemacht haben, sollen diese Lebenserfahrungen hier einfließen. Beide Journalisten verbindet ihre in einem schmerzhaften Prozess gewonnene antitotalitäre Grundhaltung. Daher hat sich das Autorenteam eine undogmatische Betrachtung und Kommentierung des Zeitgeschehens auf die Fahnen geschrieben. Auf diesem Weblog herrscht aus diesem Grunde eine grundlegende Skepsis gegenüber jeglichen Ideologien.“

Es versteht sich von selbst, dass Molau im Innern nicht erst im Juli 2012 ausgestiegen ist. Schließlich geht es dabei auch um sein soziales Umfeld, das er dort jahrelang hatte. Nicht nur aus sozialer, sondern auch aus existenzieller Perspektive. Als Spitzenkandidat versteht sich auch, dass er dort sein Brot verdient hat. Über all das hat er schon vor Jahren angefangen, nachzudenken. Meines Erachtens ist Molau schon vor Jahren innerlich aus der Szene ausgestiegen.

Ist es denn nur eine Chance für Andreas Molau, sich wieder für die Gesellschaft einzubringen? Ich glaube, es ist wechselseitig. Er ist ein Vorbild für viele andere „Aussteiger“, die sich noch im Denk-Prozess befinden. Eine Strategie mehr für die Gesellschaft, die Institutionen dieser unmenschlichen Ideologie zu schwächen.

In diesem Zusammenhang mag es sein, dass der Begriff „Integration“ in der Migrantischen Community negativ konnotiert ist. Das hängt aber damit zusammen, dass der Begriff gleich mit „Ausländer“ assoziiert wird. Die Aussage Molaus, er wäre ebenfalls ein Individuum, dass integriert werden muss, verleiht dem Begriff, „Integration“, seinen eigentlichen Sinn und kommt unserer Definition näher. Wenn wir von Integration sprechen, ist es immer eine wechselseitige Angelegenheit. Die verkrampfte Suche nach alternativen Begriffen, nur weil sie negativ konnotiert sind, ist der Gesellschaft weniger dienlich. Wenn wir dem Begriff, „Integration“, nur eine bestimmte Bedeutung geben, wie  „Erlernen einer Sprache“ oder „Kennenlernen der einheimischen Kultur“, laufen wir Gefahr, den eigentlichen Horizont des Begriffes auszublenden. Schließlich taucht der Begriff in allen Bereichen der Politik-, Sozial-, und sogar Naturwissenschaften auf.

Jemand aus meiner Freundesliste hatte sich empört, wie denn ein Andreas Molau bei den Integrationsbloggern schreiben könne. Soll sie/er sich weiterhin mit dieser Frage beschäftigen. Ich frage mich, wie es sein kann, dass man auf der einen Seite Toleranz fordert, diese aber selbst anderen nicht entgegenbringt?!

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ist Gründer und Chefblogger der Integrationsblogger und wurde 1977 in der berühmt berüchtigten Dortmunder Nordstadt als jüngster Sohn einer türkischen Familie geboren. Von hier aus unternahm er eine Reise mit ungewöhnlichen Stationen: Er war Sohn, Schüler, Breakdancer, Kickboxer, Kaufmann, leitende Positionen in der Bildungsbranche und hat als PR-Mitarbeiter für ein Schulzentrum mit Gymnasium und Realschule gearbeitet. Er ist stolzer Familienvater und hat drei Töchter. Diesen Blog gründete ich ursprünglich für mich selbst. Nach einiger Zeit erschien mir die Darstellung nur einer Perspektive dann aber doch etwas zu einfältig, so dass ich andere Autoren einlud, ihre Geschichten zu erzählen. Der Name „Integrationsblogger“ assoziiert die aktuellen Debatten – was ist da spannender, als ein Blog der die bunte Vielfalt seiner Autoren, ihrer verschiedenen Positionen und Erfahrungen widerspiegelt? Unsere Autorenschaft ist multikulturell und multireligiös aufgestellt, wir haben jüdische, christliche, muslimische sowie deutsche und türkische Federn unter uns, doch hat jeder eine individuelle Geschichte, Perspektive und Sichtweise. Ich wünsche den Lesern viel Spaß beim Verfolgen, Verweilen und Stöbern auf unserem Blog und würde mich über Anregungen und Kritik freuen..!

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